Aktuelles Kulturpolitik

Sanierung statt Schließung – Solidarität mit der Naxoshalle

Aufgrund von Brandschutzmängeln drohte der Frankfurter Naxoshalle vor Kurzem die Schließung. Spezialisten der Feuerwehr und des Amtes für Bauen und Immobilien (ABI) haben bei einer Begehung ungenehmigte Einbauten bemängelt und wegen Brandgefahr deren sofortige Entfernung verlangt. Mittlerweile wurden die beanstandeten Einbauten entfernt. Dennoch wird weiter um einen Mietvertrag diskutiert.

Die Naxoshalle, gelegen an der Waldschmidtstraße in Sichtweite zum Künstlerhaus Mousonturm, ist ein Industriedenkmal, das derzeit vom Theater Willy Praml, dem Theaterkollektiv Studio Naxos und weiteren Kulturschaffenden als Spiel- und Veranstaltungsort gemeinsam genutzt wird. Willy Praml hat die Halle einst besetzt und damit vor dem Abriss bewahrt und mit der Zeit andere Kulturschaffende eingeladen, um den Ort gemeinsam zu nutzen.

Die Diskussion um die Schließung der Halle fällt nun in einem Zeitraum, in dem Willy Praml mit der Stadt Frankfurt um die Unterzeichnung eines Mietvertrags ringt. Dabei hatte Dezernent Jan Schneider (CDU) zunächst einen Mietkontrakt vorgelegt, in dem die Monatsmiete ursprünglich auf 20.000 Euro im Monat festgelegt wurde. Nach Protesten wurde die Summe nun auf 3000 Euro und 1500 Euro Nebenkosten festgelegt. Doch es gibt nach Aussage Willy Pramls weiterhin einen problematischen Passus: Das Theater solle 20 Prozent der Sanierungskosten für die Halle bezahlen. Bei geschätzten Investitionen von fünf Millionen Euro müssten die Naxos-Künstler*innen eine Million Euro zuschießen – eine Summe, die nicht aufzubringen wäre. Dem widerspricht das Amt für Bau und Immobilien. Im Vertrag stehe, dass sich das Theater mit bis zu fünf Prozent der Jahresnettomiete an den Instandhaltungskosten beteiligen müsse. Dabei hatte die Stadt schon ursprünglich umfassende Sanierungsarbeiten begonnen, aber nicht vollendet.

laPROF fordert die Stadt auf, die begonnenen Sanierungsarbeiten endlich abzuschließen und Brandschutzprobleme zu lösen, ohne das Theater an den Kosten zu beteiligen. Zudem ist es absurd, dass wie so oft für Räume in städtischer Trägerschaft überhaupt Mietzahlungen von öffentlich geförderten Kulturschaffenden verlangt werden. So wird Geld von einem städtischen Etat in den anderen verlagert, um scheinbar Gewinne zu erzielen. Es muss Schluss sein damit, dass der Kulturetat zur Finanzierung kommunaler Immobilien genutzt werde.

Zudem fordert laPROF den Dezernenten Jan Schneider und die Stadtregierung zu einem klaren Bekenntnis zu einer Zukunft für den Kulturort Naxoshalle auf. Wir wünschen uns von ihm eine konstruktiven Zusammenarbeit mit dem Theater Willy Praml und den anderen Nutzern. Die Naxoshalle wurde vom Theater Willy Praml zu einem der interessantesten Spielorten der Stadt gemacht und hat sich zudem zu einem wichtigen Symbol der Zusammenarbeit verschiedener Generationen in den freien Darstellenden Künsten entwickelt. Ihre Wichtigkeit steht in der Kulturszene außer Frage.

Artikel in der Frankfurter Rundschau zur Situation in der Naxoshalle hier

Autor

Jan Deck ist Politikwissenschaftler, lebt in Frankfurt/Main und arbeitet als freier Dramaturg, Regisseur und Kurator. Seit über zehn Jahren arbeitet er für den hessischen Landesverband laPROF, seine Schwerpunkte sind Lobbyarbeit, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Veranstaltungen. Er ist Mitglied verschiedener Juries und Beiräte, kuratiert Tagungen, Festivals und Labore. Als Herausgeber und Autor beschäftigt er sich mit verschiedenen Aspekten von Kunst und Gesellschaft.