Kulturpolitik

laPROF versteht sich als Interessensvertretung der Freien Darstellenden Künste in Hessen. Seit der Neugründung in 2006 hat unser Verband gemeinsam mit vielen Kolleg*innen kulturpolitische Initiativen gestartet und so Veränderungen erwirkt. Sowohl auf kommunaler Ebene wie landesweit entstanden viele Verbesserungen: Die Verdopplung der Landesmittel 2013, die Modernisierung der Förderstrukturen in Frankfurt 2014/2015 und die Erhöhung der Fördergelder für die freien Darstellenden Künste in der Mainmetropole ab 2018, sowie eine erneute Fördermittelerhöhung in Hessen um 700.000 Euro in 2019. Dennoch bleibt für die Zukunft noch viel zu tun, um die Bedingungen für die Freien Darstellenden Künste in Hessen zu verbessern

Eine Übersicht der letzten kulturpolitischen Aktionen gibt es hier.

9,5 Thesen  zur Landtagswahl 2018

Am Reformationstag 2017 pünktlich zum Luther-Jahr veröffentlichte laPROF seine 9,5 Thesen zur Stärkung der freien Darstellenden Künste in Hessen. Im Vorfeld zur Landtagswahl im Herbst 2018 fordert laPROF die Erhöhung der Fördermittel im Land um 2 Millionen, um verschiedene notwendige Verbesserungen zu ermöglichen: Mehr Geld für ländlichen Raum und kleinere Kommunen, eine landesweite mehrjährige Förderung und eine Weiterentwicklung von laPROF als Weiterbildungsinstitution. Man wird sehen, was davon realisiert wird.

 

Zwei Millionen mehr für Frankfurt. Projekt Zukunft 2016  und Folgen

Im Juni 2015 veröffentlichten laPROF, ID_Frankfurt und Frankfurter Theaterallianz ein gemeinsames Positionspapier im Vorfeld der Frankfurter Kommunalwahl. Die Thesen und Forderungen unter dem Titel Projekt Zukunft 2016  wurden in einer Pressekonferenz in der Naxoshalle präsentiert. Wichtigste Forderung: Die Erhöhung der kommunalen Fördermittel um 2 Millionen. Zudem war nach der auch in der Szene kontroversen Debatte ein wichtiges Signal die Einigkeit.

 

Foto: Feyza Morgül 2015

Von der Presse wurde die Initiative sehr positiv aufgenommen. Die Frankfurter Rundschau sprach von einem „denkwürdigen Treffen“, lobte die Einigkeit der Szene und unterstütze die Forderungen, die FAZ berichtete ausführlich und hob die Berechtigung der Forderungen hervor. Auch die Politik reagierte sofort, zwischen mitregierenden Grünen und der zu dieser Zeit oppositionellen SPD entbrannte ein öffentlicher Streit darum, wer die bessere Vertretung der freien Darstellenden Künste Frankfurts sei. In jedem Fall fanden sich die Forderungen der freien Szene bald in den Wahlprogrammen wieder.

Als sich dann CDU, SPD und Grüne 2016 zur neuen Koalition im Frankfurter Römer zusammenfanden fixierten sie tatsächlich die Erhöhung der Fördermittel um 2 Millionen im Koalitionsvertrag – zur Freude der Kolleg_innen. Bis zum Haushaltsjahr 2018 sollten die Mittel in den Haushalt eingearbeitet sein. Das Projekt Zukunft 2016 wurde Realität, dank gemeinsamer Arbeit der Frankfurter Szene.

Dokument:  Projekt Zukunft 2016 Forderungen Frankfurt id laprof allianz Endversion

Zitate: Reaktionen der Presse auf Projekt Zukunft

 

Eine Million für 6 Millionen  –  laPROFs Mission Possible  zur Landtagswahl 2013

Im Vorfeld der hessischen Landtagswahl veröffentlichte laPROF einen Aufruf, den Bürger Hessens unterschreiben konnten mit dem Titel Mission possible – eine Million für 6 Millonen. Darin wurde zunächst die Wichtigkeit der freien Darstellenden Künste für die Theaterszene Hessens herausgestellt, dann wurde ausgeführt, wie schlecht finanziert die Szene ist. Die Folge: Abwanderung.  laPROF forderte eine Erhöhung der Landesmittel um eine Million, um den sechs Millionen hessischen Bürgern mehr Kunstrezeption aus dem Bereich  der freien Darstellenden Künste zu ermöglichen. Denn so könnten Strukturen gestärkt, könnte mehr gezeigt und produziert werden.

Die Kampagne wurde im Internet veröffentlicht, zudem sammelten viele freien Theater an ihren Spielorten Unterschriften von ihrem Publikum. Ein Plakat machte auf die Aktion aufmerksam. Immerhin kamen ein paar hundert Unterschriften zusammen, die Kampagne zeigte aber auch schon vorher Wirkung. Zudem lud laPROF Politiker*innen aller wichtigen Parteien zu einer Podiumsdiskussion: Jan Schneider (CDU), Thomas Spiess (SPD) Martine Feldmayer (Grüne), Janine Wissler (Linke), Leif Blum (FDP) und Christian Fleißner (Piraten). Kulturwissenschaftler Wolfgang Schneider hielt einen Einstiegsvortrag, die Journalistin Esther Boldt moderierte, es wurde lebhaft diskutiert.

Letztendlich kam alles auf das Wahlergebnis an. CDU und Grüne vereinbarten eine Koalition nach der Landtagswahl. Und bereits im Koalitionsvertrag wurde eine Verdoppplung der hesischen Landesmittel versprochen. Tatsächlich wurde der Etat für die Förderung der freien Darstellenden Künste daraufhin um etwa 500.000 Euro erhöht.

Dokument:  Kampagne Mission Possible

Von Perspektiven zur Veränderung – der lange Weg zur Frankfurter Strukturveränderung

Die Förderstrukturen in Frankfurt waren lange Zeit für viele Kolleg*innen ein großes  Problem. Einer nahezu unverändert festgeschriebenen institutionellen Förderung stand eine Projektförderung gegenüber, die einzelne Vorhaben mit Summen zwischen 5000 und 10.000 Euro bedachte. Zudem entschieden die Mitarbeiter des Kulturamtes ohne externe Sachkompetenz, nahezu alle Anträge wurden auf niedrigem Niveau bewilligt. Dieses sprichwörtliche „System Bassermann“, benannt nach dem Leiter der Theaterförderung Dieter Bassermann, war Ergebnis einer sozialdemokratisch geprägten kulturpolitischen Agenda, welche der Professionalisierung der freien Darstellenden Künste noch nicht Rechnung trug.

Bereits 2009 ging laPROF mit einem Papier an die Öffentlichkeit und monierte diese Praxis. Vor alle junge Theaterschaffende fanden sich zusammen, um nach ausführlicher Recherche über andere Praxen das bisherige Fördersystem als unzureichend zu kritisieren. Das Papier Perspektiven2013  zeigte auf, wie die herrschende Praxis jungen, zeitgenössischen Künstler*innen das professionelle Arbeiten in Frankfurt unmöglich machte. Gefordert wurde ein ausdifferenzierteres Fördersystem, eine Erhöhung der Projektmittel, einen Fachbeirat zur Entscheidung über die Fördermittel, zudem bessere Arbeitsräume und die Öffnung von Spielstätten. Weiterhin wurde eine Perspektivkommission gefordert, um durch eine Bestandsaufnahme die Situation der Freien Szene offenzulegen. Im Kontext der Diskussionen entstand auch Independent Dance Frankfurt (ID_Frankfurt), ein Zusammenschluss von Choreograf*innen und Tänzer*innen aus Frankfurt.

Das Kulturamt, auch in Person von Kulturdezernent Semmelroth, lehnten die Forderungen zunächst weitestgehend ab. Doch nach einem Termin mit der Frankfurter Theaterallianz, bei dem seitens laPROF die Vorzüge einer Konzeptionsförderung über 3 Jahre erläutert wurde, stellte das Kulturamt weitere 100.000 Euro zur Einrichtung einer solchen Förderung zur Verfügung und machte erstmals auch mehrjährige Projektförderungen möglich. 2012 erfuhr die Szene, dass Semmelroth drei Personen mit der Aufgabe betraut hatte, die freien Darstellenden Künste zu begutachten. Diese Perspektivkommission – im Gegensatz zur Forderung aus dem Perspektiven-Papier nicht im Einvernehmen mit der Szene beauftragt – veröffentlichte einen Teil ihres Berichtes. Das Ergebnis war eindeutig: Die Qualität und Entwicklung der Szene wurde genauso kritisiert wie die Förderstrukturen.

In der Folge entbrannte ein heftiger Streit in der Szene zwischen denjenigen, die vom bisherigen System profitierten und Angst vor Veränderung hatten und denjenigen, die grundlegende Veränderungen für nötig empfanden. Man versuchte zunächst die Kritiker zu delegitimieren. In dieser Phase veröffentlichten laPROF und ID_Frankfurt 2012 ein neues Papier mit dem Titel Perspektive Zukunft Frankfurt. Es schlug sich weitestgehend auf die Seite der Perspektivkommission mit ein paar kritischen Punkten, stellte zudem erneut Forderungen: Einen Beirat zur Entscheidung über Fördermittel, eine Erhöhung der Förderung, Öffnung und Veränderung der Spielorte, mehr Probemöglichkeiten. Zudem wurde vorgeschlagen, eine gemeinsame Arbeitsgruppe mit Vertreter*innen aller Seiten einzurichten, um über ein Modell zur Veränderung der Förderung zu beraten.

Das Kulturamt folgte diesem Vorschlag und es gab eine gemeinsame Arbeitsgruppe, zudem eine Befragung der Szene. Es gab Streitgespräche in der Frankfurter Rundschau, Podiumsdiskussionen und runde Tische, Parteien luden nach Jahren wieder die freien Darstellenden Künstler*innen zum Austausch. Und auch in der Szene veränderte sich einiges, den Spielstätten öffneten sich, es entstanden neue Kooperationen und generationenübergreifende Projekte. Nach einer Weile wurde das neue Konzept des Kulturamtes veröffentlicht. Die institutionelle Förderung wurde in Vierjahres- und Zweijahresförderung verändert, diese Förderform steht seitdem für alle offen. Es wurde ein Theaterbeirat eingerichtet, der über Projektförderung entscheidet und Empfehlungen für Zwei- und Vierjahresförderung gibt. Das Kulturamt hat sich nach dem Ruhestand von Dieter Bassermann, der zuletzt den Übergang von altem zum neuen Fördersystem moderiert hatte, personell neu aufgestellt. Unter Kulturdezernent Semmelroth und der Schwarz-Grünen Koalition wurden somit grundlegende Modernisierungen vorgenommen wie sie von laPROF bereits 2009 im Papier Perspektiven2013 gefordert wurden.

Dokument: perspektive zukunft frankfurt mit UnterzeichnerInnen

Dokument: Perspektiven2013Endfassungneu

Dokument: 120510_V_Abschlussbericht_Perspektivkommission