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Roederstein-Stipendien: Carolin Millner und Anna Lublina unter den Preisträgerinnen

Künstlerinnen fördern und in den Fokus zu rücken: Das ist das Ziel der Ottilie-Roederstein-Stipendien des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur. Die Stipendien werden in diesem Jahr zum dritten Mal vergeben. Insgesamt 105 Künstlerinnen aller Sparten haben sich in drei Kategorien beworben. Die Jury hat zehn Künstlerinnen, darunter ein Kollektiv, für Haupt-, Nachwuchs- und Arbeitsstipendien ausgewählt.

Unter den Ausgewählten sind auch Darstellende Künstler*innen. Einen der Hauptstipendien hat Carolin Millner erhalten, die mit ihrem Ensemble ELEGANZ AUS REFLEX auch laPROF-Mitglied ist. Ein Nachwuchsstipendium ging an die Choreografin Anna Lublina, deren Arbeit „Undying in Yidderland“ beim MADE.Festival von laPROF zu sehen ist. Aus dem Bereich der Freien Darstellenden Künste hat außerdem die Tänzerin und Choreografin Emmilou Rössling ein Nachwuchsstipendium erhalten.

Millner ist Absolventin des Regiestudiengangs an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt und Mitbegründerin der Frankfurter Produktionsplattform studioNAXOS. In Arbeit „Macht endlich das Licht an! Märchen über Familie Rothschild“ widmet sie sich gemeinsam mit ihrer Gruppe dem Leben und Wirken der Familie Rothschild. Dabei setzen sie sich mit der Genese antisemitischer Verleumdungen und Verschwörungstheorien auseinander. Das Hauptstipendium ist mit 40.000 Euro dotiert zuzüglich bis zu 30.000 Euro Projektmittel.

Anna Lublinas aktuelle Arbeit „RHYTHM AND JEWS“ beschreibt die Absolventin des Masterprogramms für Choreographie und Performance der Justus-Liebig-Universität Gießen als Untersuchung der in ihrem Körper verborgenen Rhythmen ihrer Vorfahren, was sie mit dekolonisierenden Erzählweisen und Fragestellungen in Verbindung bringt. Emmilou Rössling verwandelt mit ihrer Performance „Schemes of an Hour“ den Garten des Städelmuseums zum Performanceort für fünf Tänzerinnen und Tänzer während des Sonnenuntergangs, einem offenen Raum, der für alle zugänglich ist, vor allem auch für Personen, die eine Aufführung in einem geschlossenen Raum oder Theater nicht besuchen können. Die  Nachwuchsstipendien sind mit jeweils 10.000 Euro dotiert, hinzu kommen bis zu 15.000 Euro Projektmittel für die Umsetzung des Vorhabens.

„Mehr als die Hälfte der Studierenden an den hessischen Kunsthochschulen sind Frauen – aber trotzdem sind professionelle Künstlerinnen in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit immer noch zu wenig präsent“, so Staatssekretär Christoph Degen. „Dabei leben Kunst und Kultur von der Beteiligung aller – und vom kritischen Blick derer, deren Arbeit nicht immer sichtbar ist. Das wollen wir mit den Ottilie-Roederstein-Stipendien erreichen. Die aktuellen Stipendiatinnen setzen sich mit gesellschaftlichen Konflikten, Herkunft und Zugehörigkeit sowie der Verkörperung von Traditionen auseinander, sie lassen uns an Kunst für den Kopf und für die Sinne teilhaben. Ich gratuliere ihnen zu ihrem Erfolg. Mit der Übergabe im ehemaligen Wohnhaus von Ottilie W. Roederstein erfüllen wir zudem posthum einen Lebenswunsch der Künstlerin am Originalschauplatz: Von hier setzte sie sich dafür ein, Künstlerinnen besser sichtbar zu machen.“

Quelle: Hessisches Ministerium für Wissenschaft, Forschung, Kunst und Kultur

Bild: Eleganz aus Reflex: Rot oder tot 3. Foto: Christian Schuller.

Autor

Jan Deck ist Politikwissenschaftler, lebt in Frankfurt/Main und arbeitet als freier Dramaturg, Regisseur und Kurator. Seit über zehn Jahren arbeitet er für den hessischen Landesverband laPROF, seine Schwerpunkte sind Lobbyarbeit, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Veranstaltungen. Er ist Mitglied verschiedener Juries und Beiräte, kuratiert Tagungen, Festivals und Labore. Als Herausgeber und Autor beschäftigt er sich mit verschiedenen Aspekten von Kunst und Gesellschaft.