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Dialog auf Augenhöhe – Zur Veranstaltung „Kunst trifft Politik“

Am 28.5. konnten Darstellende Künstler*innen im Titania Frankfurt-Bockenheim ihre Politiker*innen kennenlernen. Die drei Verbände laPROF, Theaterallianz Frankfurt und ID_Frankfurt hatten dafür Expert*innen im Bereich Wissenschaft und Kunst aus den im Landtag vertretenen Parteien eingeladen. Karin Wolff (CDU), Gisela Stang (SPD), Martina Feldmayer (Grüne), Janine Wissler (Linke) und Leif Blum (FDP) diskutierten ausführlich mit den trotz Sommerhitze zahlreich erschienenen Kolleg*innen. Genau fünf Monate vor der Hessischen Landtagswahl startete also ein wichtiger Dialog zwischen Kunst und Politik.

Kunst trifft Politik 28.5. 2018. Foto: Jan Deck

Um den Dialog in den Mittelpunkt zu stellen verzichteten die Veranstalter auf eine Podiumsdiskussion, stattdessen wurden Tischgespräche mit vier Runden und Themen abgehalten, jeweils von kurzen Inputs eingeleitet. Dabei ging es um Produktionsförderung, Förderung von Gastspielen, den ländlichen Raum und Kulturelle Bildung. Theaterregisseur Reinhard Hinzpeter zeigte beim ersten Input an einem konkreten Kostenplan auf, wie die finanziellen Notwendigkeiten einer Theaterproduktion in deutlichem Missverhältnis zur Realitat der Fördersummen in Hessen stehen. Katja Hergenhahn (MADE.Festival) erläuterte die praktischen Schwierigkeiten einer freien Szene, in der die einen Künstler*innen ständig neue Produktionen erarbeiten, aber kaum Spielmöglichkeiten haben, während ein anderer Teil jahrelang Gastspiele macht und sich mangels Förderung nur selten neue Produktionen leisten kann. Viele Häuser und Spielorte, gerade auf dem Land, sind technisch und strukturell nicht gastspieltauglich, die Förderung des Ministeriums ist auch hier nicht ausreichend. Silvia Pahl (Theater 3 hasen oben) arbeitet und lebt seit langer Zeit im ländlichen Raum und vermisst die Unterstützung und Wertschätzung dieser Arbeit. Sie forderte, dass Gruppen und Strukturen im Bereich der freien Künste in der Fläche dringend dauerhafte, gesicherte Unterstützung benötigen. Ilona Sauer (FLUX – Theater an Schulen) unterstrich die Wichtigkeit den künstlerischen Charakter kultureller Bildung zu stärken, da vor allem das Ästhetische umfassende Bildungseffekte hervorbringe. Zudem machte sie klar, dass auch gut ausgebildete und bezahlte Vermittler*innen unerlässlich sind.

Kunst trifft Politik 28.5. 2018. Foto: Jan Deck

Zum Schluss der Veranstaltung wurden die Politiker*innen um ein abschließendes Statement gebeten. Dabei war man sich einig, dass eine bessere Finanzierung der freien Darstellenden Künste genau so not tut wie eine transparentere und szenebezogenere Mittelverteilung. Karin Wolff (CDU) hob die Mittelerhöhung der letzten Jahre hervor, wies auf die Notwendigkeit hin, die Zusammenarbeit verschiedener Ministerien zu stärken und äußerte die Hoffnung, dass bei Online-Befragung und runden Tischen im Zusammenhang mit dem Masterplan Kultur auch blinde Flecken der Kulturförderung offenbar würden. Auch Martina Feldmayer (Grüne) hoffte auf einen Erfolg des Masterplan und rief alle Beteiligten zur Mitarbeit daran auf. Wichtige Punkte waren für sie Honoraruntergrenzen in den freien Darstellenden Künsten sowie die spezifische Förderung weiblicher Künstlerinnen. Gisela Stang (SPD) nannte es als besonders wichtig, die Wertschätzung und Anerkennung der Arbeit von freien Darstellenden Künstler*innen zu steigern. Janine Wissler (Linke) stellte die Notwendigkeit heraus, die soziale Lage der freien Darstellenden Künstler*innen zu verbessern. Sie hätte sich einen Masterplan Kultur gewünscht, der von Anfang an mit den Tanz,- Theater- und Performanceschaffenden gemeinsam entwickelt wurde. Leif Blum (FDP) nannte als wichtigen Punkt die Möglichkeit, Landesmittel zukünftig auch mehrjährig vergeben zu können um Planungssicherheit zu schaffen.

Kunst trifft Politik – von links: Karin Wolff (MdL, CDU), Martina Feldmayer (Grüne, MdL), Janine Wissler (Linke, MdL), Bettina Kaminski (Moderatorin), Gisela Stang (SPD) und Leif Blum (FDP). Foto: Jan Deck

 

Autor

Jan Deck ist Politikwissenschaftler, lebt in Frankfurt/Main und arbeitet als freier Dramaturg, Regisseur und Kurator. Seit über zehn Jahren arbeitet er für den hessischen Landesverband laPROF, seine Schwerpunkte sind Lobbyarbeit, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Veranstaltungen. Er ist Mitglied verschiedener Juries und Beiräte, kuratiert Tagungen, Festivals und Labore. Als Herausgeber und Autor beschäftigt er sich mit verschiedenen Aspekten von Kunst und Gesellschaft.