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Kulturförderung für ländliche Räume – bundesweite Thesen und Empfehlungen

Im September 2018 fand im Volkspark Halle der Ideenkongress des Programmes TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel der Kulturstiftung des Bundes statt. Es ging um Kultur, Alltag und Politik auf dem Land. Die Ergebnisse des Kongresses liegen nun vor. Vieles davon ist wichtig für den kulturpolitischen Diskurs zum Thema der ländlichen Räume – in Hessen und anderswo. Interessant sind dabei besonders Empfehlungen und Thesen zu Kulturpolitik und Kultureinrichtungen in ländlichen Räumen.

Die Kulturpolitische Gesellschaft hat auf dem Kongress den Themenschwerpunkt „Kulturförderung“ moderiert, der sich auf Kultureinrichtungen auf dem Land bezieht: Wie arbeiten sie und welche Aufgaben kommen auf sie zu? Wie müssen sie sich für neue Aufgaben verändern, und welche Unterstützung, welche Kulturförderung brauchen sie dafür? Auf der Basis dieser Fragen fasste man Bedingungen für eine bedarfsorientierte und zukunftsfähige Kulturarbeit in ländlichen Räumen zusammen.

Zunächst wird konstatiert, dass sich ländliche Räume erheblich unterscheiden, sodass ein generalisierter Begriff vom „ländlichen Raum“ nicht zielführend sei. Kulturförderung müsse deshalb auch zwischen verschiedenen ländlichen Räumen differenzieren, die Rolle von Klein- und Mittelstädten reflektieren und den jeweils besonderen Bedarfen und Strukturen Rechnung tragen. Kultur und Region müssten sich gemeinsam entwickelten. Denn die kulturellen Entwicklungen hingen von kulturunabhängigen Faktoren ab, von der Infrastruktur über Lebensqualität bis zu Bildungseinrichtungen einer Region. In diesem Zusammenhang seien  auch unterstützenswerte, neue Aufgaben für regionale Kulturinstitutionen entstanden, denn sie fungierten einerseits als Ankerpunkte für Kulturschaffende, Künstler*innen und Engagierte, andererseits als frei zugängliche Orte der regelmäßigen Begegnung und des informellen Austauschs in ländlichen Räumen. Auch deshalb komme dort der Eigeninitiative von Bürger*innen eine besondere Bedeutung zu, weshalb es wichtig sei, diese möglichst unbürokratisch zu unterstützen. Doch auch ausreichende Förderung sei wichtig, aber Förderinstrumente müssten weitergedacht werden. Denn dauerhafte institutionelle Förderung schränkten den kulturpolitischen Spielraum ein und reine Projektförderung sorge für Prekarität bei den Kulturschaffenden. Mittelfristige und flexible Förderformen könnten dort eine Lösung sein. Regionale Kooperationen zu fördern, könne zudem Synergien und Langfristigkeit ermöglichen.

Im Anschluss an den Kongress kristallierten sich zudem eine Reihe Empfehlungen heraus. Denn der Kultur komme eine wichtige Rolle bei der Stärkung des Zusammenhaltes der Gesellschaft und der staatlichen Daseinsvorsorge zu. Empfohlen wurde ein Bundesprogramm für Regionalbudgets, Programme zur Weiterentwicklung ländlicher Kultureinrichtungen, Ansprechpartner für ländliche Kultur in den Regionen zu etablieren. Gelungene Praxis von Künstler*innen, Kulturschaffenden und Kreativen längerfristig zu unterstützen und Wissenstransfer zu ermöglichen sei genauso notwendig wie Fördermöglichkeiten von Kunst und Kultur in der Regionalentwicklung zu verbessern.

Die ausführliche Zusammenfassung des Themenschwerpunktes Kulturförderung für ländliche Räume der Kulturpolitischen Gesellschaft findet man hier

Die Ergebnisse des TRAFO-Kongresses findet man hier

Autor

Jan Deck ist Politikwissenschaftler, lebt in Frankfurt/Main und arbeitet als freier Dramaturg, Regisseur und Kurator. Seit über zehn Jahren arbeitet er für den hessischen Landesverband laPROF, seine Schwerpunkte sind Lobbyarbeit, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Veranstaltungen. Er ist Mitglied verschiedener Juries und Beiräte, kuratiert Tagungen, Festivals und Labore. Als Herausgeber und Autor beschäftigt er sich mit verschiedenen Aspekten von Kunst und Gesellschaft.