Als Vertretung der Freien Darstellenden Künste in Hessen sind wir schwer enttäuscht über den Bundeshaushalt 2024. Die Kürzungen bei den Bundeskulturfonds und die Streichung der Förderung für die Produktionshäuser sind geeignet, den Fortbestand unser Szene zu gefährden. Angesichts bereits anstehender Kürzungen im kommunalen Bereich wird bei Vollzug dieser Maßnahmen an manchen Orten ein Teil unserer Szene wegbrechen. Gleichzeitig steigt der Bundeshaushalt im Bereich Kultur, was fast den Schluss nahelegt, dass ohne Not bewusst oder fahrlässig mit der Existenz eines eminent wichtigen Teils der Kulturszene gespielt wird. Stattdessen wandert viel Geld in Repräsentations- und Kommerzkultur.
Das ist gerade in unserer Zeit fatal, in der an einigen Orten freie Kulturangebote die einzigen sind, in der man sich differenziert mit wichtigen gesellschaftlichen Themen beschäftigt. So fragt man sich, ob die Bundesregierung den wichtigen Beitrag der freien Kultur für den Erhalt unserer Demokratie ignoriert? Im Koalitionsvertrag klang das noch anders, da wurde die Wichtigkeit der freien Darstellenden Künste mit einem Bekenntnis bedacht, das über Sonntagsreden hinausgeht. Auch wurde hierin eine perspektivische finanzielle Stärkung, durch weitere Investitionen real untermauert.
Knickt die Ampel nun vor dem Druck des rechten Populismus ein? Die AfD dürfte sich ins Fäustchen lachen, denn sie schießt politisch gezielt gegen freie Kunst und Kultur, da sie Angst vor dem Demokratieeffekt der freien Szene in kleinen Kommunen hat. Aber auch in Großstädten ist unsere Szene wichtig, was man beispielsweise am Künstler*innenhaus Mousonturm sieht, denn dort sind beispielsweise Diversität und Barrierefreiheit nicht nur Pflicht, sondern Teil der künstlerischen Handschrift. Wieviel nach der Kürzung der Produktionshäuser-Förderung noch übrig bleiben kann ist fraglich.
Wir hoffen, dass sich diese Entscheidung noch revidieren lässt. Denn nur eine ausreichend unterstütze freie Kultur kann ihre Bildungseffekte entfalten und gegen immer heftiger werdende Angriffe von rechts bestehen. Bitte sorgen Sie dafür, dass die während der Pandemie mit viel Geld gerettete Kulturszene jetzt nicht aufgrund fehlender Fördermittel einen wichtigen Teil ihrer zurückgewonnenen Stärke verliert.
Bild: Theater Willy Praml: Das Erdbeben in Chili. Foto: Seweryn Zelazny.