Aktuelles Kulturpolitik

BFDK: Darstellende Künste bleiben Verlierer der Pandemie

Die darstellenden Künste bleiben auch 2022 die großen Verlierer der Pandemie. Das zeigen die Zahlen der am 20. Januar 2022 veröffentlichten Analyse „Betroffenheit der Kultur- und Kreativwirtschaft von der Corona-Pandemie“ des Kompetenzzentrums Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes. Der Bundesverband Freie Darstellende Künste e. V. (BFDK) fordert daher dringend nachhaltige Hilfe von Seiten der Politik ein, um die kreative Vielfalt der Szene zu erhalten. 

 Um 81 Prozent ging der Umsatz laut Analyse in den darstellenden Künsten im Jahr 2020 zurück. Das Jahr 2021 wird geschätzt mit einem Minus von 78 Prozent gegenüber 2019 angeschlossen werden. Für 2022 wird je nach Pandemieverlauf weiterhin ein Minus von 58 bis 73 Prozent gegenüber 2019 erwartet. Die darstellenden Künste sind damit innerhalb der Kultur- und Kreativwirtschaft die am stärksten betroffene Branche. Solo-Selbstständige und Hybrid-Beschäftigte werden durch die Einbußen von Einnahmen besonders hart getroffen.

„Die Zahlen bestätigen, was wir täglich aus unseren Mitgliedsverbänden hören: Die finanziellen, aber auch die mentalen Ressourcen sind aufgezehrt. Bekenntnisse der Politik zur Stärkung der Freien Szene und zur besseren Absicherung Solo-Selbstständiger und Hybrid-Beschäftigter bleiben warme Worte, wenn keine Taten folgen. Wenn die kreative Vielfalt, wie wir sie insbesondere in den freien darstellenden Künsten finden, bewahrt werden soll, muss jetzt gehandelt werden”, erklärt Helge-Björn Meyer, Geschäftsführer des BFDK, bezugnehmend auf den Koalitionsvertrag der Regierung.

Der BFDK fordert:

  • eine langfristige soziale Absicherung von Solo-Selbstständigen und Hybrid-Beschäftigten. Datenmaterial zur sozialen Lage sowie konkrete Handlungsvorschläge werden derzeit im Forschungsprojekt »Systemcheck« validiert und erarbeitet.
  • schnellere, unbürokratische und nachhaltige Hilfen für Kleinunternehmen wie Freie Bühnen. Diese verfügen in aller Regel nicht über die Mittel, Krisenzeiten wie die Pandemie finanziell zu stemmen.

Tom Wolter, Vorstand des BFDK und künstlerischer Leiter des WUK Theaterquartier Halle fasst die Lage an der Basis wie folgt zusammen: „Die freien darstellenden Künste in Deutschland präsentieren eine eindrückliche künstlerische Praxis, aber auch ein verletzliches Zusammenspiel aus unzähligen Akteur*innen, die in hoher Abhängigkeit von externen Faktoren stehen. In diesem gewachsenen System künstlerischer Produktion sind sehr viele Menschen mit hohem Einsatz und ohne wirtschaftliches Sicherheitsnetz tätig. Die Covid-19-Pandemie hat sie ohne Vorbereitung und mit Wucht getroffen.“

Quelle: Bundesverband Freie Darstellende Künste

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Autor

Jan Deck ist Politikwissenschaftler, lebt in Frankfurt/Main und arbeitet als freier Dramaturg, Regisseur und Kurator. Seit über zehn Jahren arbeitet er für den hessischen Landesverband laPROF, seine Schwerpunkte sind Lobbyarbeit, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Veranstaltungen. Er ist Mitglied verschiedener Juries und Beiräte, kuratiert Tagungen, Festivals und Labore. Als Herausgeber und Autor beschäftigt er sich mit verschiedenen Aspekten von Kunst und Gesellschaft.