Kulturpolitik

Corona-Virus: Hinweise und Folgen für Darstellende Künstler*innen

Die Ausbreitung von Covid-19 oder auch Corona-Virus, sowie Versuche zu dessen Eindämmung haben für Darstellende Künstler*innen zum Teil gravierende Folgen. Am härtesten trifft es die Kolleg*innen aus dem Bereich Theater im öffentlichen Raum. Das Land Hessen hat nach anfänglichem Zögern nun doch Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Personen untersagt.

Hier werden verschiedene Infos zusammengetragen, damit sich Kolleg*innen informieren können, was im Falle von Veranstaltungsausfällen möglich ist und welche politischen Initiativen ergriffen werden. Wir versuchen die Seite ständig zu aktualisieren

I. Hinweise

Der Bundesverband freie Darstellende Künste hat basierend auf einer Information des LAFT Berlin folgende Hinweise weitergeben:

1) Alle Organisationsformen, und so auch jene im Kulturbereich (unabhängig davon, ob sie klassisch als Arbeitgebende/Arbeitnehmende oder als freie Kollektive/ Gruppen organisiert sind), können auf bestimmte Grundregeln der Zusammenarbeit achten, wie z. B. auf vorhandene Hygienemöglichkeiten oder darauf, dass Menschen nicht krank zur Arbeit erscheinen – und dies nicht nur in Corona-Zeiten. Hinweise der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung dazu finden sich hier.

2) Selbstständige und (Klein-)Unternehmer*innen sind juristisch für ihre Arbeitsrisiken selbst verantwortlich. Arbeitnehmende sind grundsätzlich durch das Arbeitsschutzgesetz geschützt, das auch eine Fürsorgepflicht der Arbeitgebenden und z. B. eine Abschätzung der Risikofaktoren der jeweiligen Betriebe vorsieht. Wie weit Personen ihren etwaigen Chef*innen oder sich gegenseitig darüber hinaus das Recht einräumen wollen, die Gesundheit anderer einzuschätzen oder allgemeine weitreichende Hygiene-Regelungen zu treffen, bleibt eine interne Entscheidung. Auch die Frage nach Arbeiten im Home-Office o. ä. muss jeweils intern abgesprochen und geklärt werden. Ein guter Überblick zu den arbeitsrechtlichen Regelungen und Auswirkungen findet sich beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales.

3) Es gibt derzeit keine einheitlichen Empfehlungen zur Durchführung von Veranstaltungen. Veranstalter*innen sind wie stets gefordert, eine Risikobewertung durchzuführen, eine Abstimmung erfolgt in Zweifelsfällen mit dem Gesundheitsämtern vor Ort. Das Robert-Koch-Institut hat ein Informationsblatt zur Risikoeinschätzung und ‎Handlungsempfehlung für Großveranstaltungen, d. h. Veranstaltungen mit über 1000 Teilnehmenden, entwickelt.

4) Wenn Veranstaltungen/ Shows tatsächlich ausfallen oder abgesagt werden, stehen meist konkrete und schmerzliche Einnahmeverluste für die Beteiligten an. Wir empfehlen für Hintergrundwissen die Informationsschrift für Expert*innen Nr. 2: Kündigung – Ausfall des Performing Arts Programm Berlin von Sonja Laaser, die grundsätzliche Hinweise zum Ausfall und der Absage von Veranstaltungen gibt. Aber Achtung: Informationsschriften und Handreichungen ersetzen keine spezifische Rechtsberatung für die jeweilige individuelle Fragestellung. Denn vermeintlich ähnliche Einzelfälle sind in wichtigen Details oftmals unterschiedlich gelagert.

5) Kulturunternehmen stehen wie anderen Unternehmen in wirtschaftlichen Krisen finanzielle Hilfen der öffentlichen Hand zu, wie z. B. Gelder für Kurzarbeit bei sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen. Sollte es wegen Corona zu weiteren spezifischen Unterstützungsleistungen für die Wirtschaft kommen, sind u. a. die Fachverbände gefordert, sich dafür einzusetzen, dass diese auch der Kultur- und Kreativwirtschaft zu Gute kommen.

Auch Freiberufler*innen und Selbstständige werden bei Quarantäne entschädigt, mehr dazu hier

II. Erklärungen und Initiativen

Der Fonds Darstellende Künste hat bereits folgendes verlauten lassen: „Falls von uns geförderte künstlerische Vorhaben zurzeit durch Absagen zur Eindämmung des Covid-19 Virus betroffen sein sollten, so finden wir gemeinsame Lösungen für die Absicherung der zugesagten Mittel. Das finanzielle Risiko darf nicht bei frei produzierenden Künstler*innen liegen! Hier sind Produktionstrukturen und wir als Fördereinrichtung in der Verantwortung. Wir führen bereits Gespräche mit weiteren Fördereinrichtungen“

Der Deutsche Kulturrat hat eine Erklärung veröffentlicht, in dem auf die Folgen der Corona-Pandemie für Kulturschaffende hingewiesen wird. Denn viele freischaffene Künstler*innen erleiden Einkommenseinbußen durch abgesagte Veranstaltungen, was viele sehr hart treffe und sogar existenzbedrohend werden könne. Der Kulturrat erwartet, dass öffentliche Fördermittel beim Ausfall von Veranstaltungen aufgrund der Corona-Pandemie nicht von den Kultureinrichtungen und den Künstlerinnen und Künstlern zurückgefordert werden. Zudem wird ein Notfallfonds von Bund und Ländern gefordert,  der rasch und unbürokratisch betroffenen Künstlerinnen und Künstlern aus der Not helfen könnte.

Der Bundesverband Freie Darstellende Künste setzt sich in der Allianz der Freien Künste, dem Zusammenschluß von 18 Verbänden der frei und professionell arbeitenden Künstler*innen und Künstler, im politischen Raum dafür ein, dass eine Absicherung der wirtschaftlichen Risiken der Kreativen im Zusammenhang mit Coronavirus/COVID-19 in den Blick genommen wird. Gearbeitet wird aktuell an einer Umfrage zu den zu erwartenden Folgen der Pandemie für die freiberuflich und selbständig tätigen Akteur*innen im Kunst- und Kulturbereich.

Memo-Media führt gerade eine Umfrage zu konkreten Verdienst-Ausfällen und Verlusten. Bitte nehmt daran teil, um die Situation in Zahlen benennen zu können: https://www.survio.com/survey/d/auswirkungencoronavirus

oto:  Gerd Altmann auf Pixabay

Autor

Jan Deck ist Politikwissenschaftler, lebt in Frankfurt/Main und arbeitet als freier Dramaturg, Regisseur und Kurator. Seit über zehn Jahren arbeitet er für den hessischen Landesverband laPROF, seine Schwerpunkte sind Lobbyarbeit, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Veranstaltungen. Er ist Mitglied verschiedener Juries und Beiräte, kuratiert Tagungen, Festivals und Labore. Als Herausgeber und Autor beschäftigt er sich mit verschiedenen Aspekten von Kunst und Gesellschaft.

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  1. […] …aktualisierenI. HinweiseDer Bundesverband freie Darstellende Künste hat basierend auf einer Information des LAFT Berlin … der Not helfen könnte.Der Bundesverband Freie Darstellende Künste setzt sich in der Allianz der Freien Künste, dem… Quelle:www.laprof.de Veröffentlicht am: 2020-03-11 19:45:07 Hier geht es zum vollständigen Artikel […]

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