Die Stadt Wiesbaden hat einen Kulturbeirat eingerichtet, um lokale Kulturschaffende in die städtische Kulturpolitik einzubinden. Die 25 Mitglieder des Beirats aus Politik und Kultur wurden im Sommer 2018 durch die Bürger*innen Wiesbadens gewählt. Mitte Februar 2019 konnten sich bei einer öffentlichen Veranstaltung unter dem Motto „Kulturbeirat trifft: Theater im Dialog“ Ensembles aus dem Bereich der freien Darstellenden Künste dem Kulturbeirat vorstellen. Beiratsmitglied Susanne Müller, die die Veranstaltung mitkonzipiert hatte und Tom Wolters vom Vorstand des Bundesverbandes freie Darstellende Künste waren ebenfalls vor Ort, um Nachfragen zu stellen.
Zuvor gab Susanne Müller einen Überblick über die Situation der Wiesbadener Szene. Sie stellte zunächst die ästhetischen Besonderheiten der freien Darstellenden Künste und ihre gesellschaftliche Relevanz heraus, bevor sie Zahlen und Daten präsentierte. Mehr als 30 Gruppen und Initiativen sind in Wiesbaden aktiv und spielen dort an 13 verschiedenen Orten. Theaterinitiativen erhalten von der Stadt 634.650 Euro an Fördermittel, nur 37.500 Euro gehen an freie Projekte im Bereich der Darstellenden Künste. 50.000 Euro stehen aus sogenannten Troncmitteln zur Verfügung, also aus Einnahmen der Spielbank. Der Fördertopf im Bereich „Kultur und Integration“, bei dem sich Künstler*innen bewerben können, enthält weitere 50.000 Euro. Die Kulturförderung Wiesbadens fällt im Vergleich zu anderen hessischen Großstädten zurück. So gibt Wiesbaden pro Einwohner nur 110 Euro für Kultur aus, während Frankfurt (259 Euro), Darmstadt (171 Euro) und Kassel (129 Euro) mehr Engagement zeigen.
Die Vorstellungen der freien Gruppen und Ensembles zeigten, dass in der hessischen Hauptstadt dennoch ein umfangreiches und vielfältiges Programm existiert. Es wurde aber deutlich, dass die freien darstellenden Künste in Wiesbaden dringend eine deutlich bessere Finanzierung benötigen. laPROF wird die lokalen Künstler*innen bei dem bevorstehenden politischen Kampf um mehr Fördermittel unterstützen, damit sich das enorme Potenzial besser entfalten kann.
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