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Open-Air-Theater im Sommer 2 – Warum STOFFEL 2020 ausfallen muss

Bereits im Mai musste das Stalburg Theater in Frankfurt verkünden, dass das Festival STOFFEL aufgrund der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Abstandsregeln abgesagt werden muss. Seit 16 Jahren bespielt die Bühne aus dem Frankfurter Nordend den Günthersburgpark mit einem bunten Programm zwischen Musik, Kabarett und Theater und jedes Jahr steht die Existenz wieder neu auf dem Spiel.

Für Festival- und Theaterleiter Michael Herl ist der STOFFEL, der in den letzten Jahren täglich 3000 bis 5000 Besucher*innen pro Tag hatte, etwas Besonderes: „Er ist kein reines Festival, sondern zu einem gesellschaftliches Ereignis geworden, das zum ‚Frankfurter Sommer‘ gehört. Das honorierte auch die Stadt Frankfurt, indem sie die Subvention aus dem Projektförderungsprogamm nahm und als feste Größe in den Haushalt integrierte. Das verschafft uns Planungssicherheit“. Eine Pandemie kann dennoch nicht vorhergesehen werden.

Für Herl besteht der Charme des STOFFELs aus der Zwanglosigkeit des Besuches, dem freiwilligen Eintritt auf Spendenbasis, was auch viele Künstler*innen dazu animiere sich für Auftritte zu bewerben: „Die Liste der BewerberInnen wird jedes Jahr länger. Es ist eine Möglichkeit, sich vor großem Publikum zu präsentieren.“ Das hat sicher auch damit zu tun, dass Künstler*innen eine Festgage bekommen, auch bei Ausfall ihrer Auftritte.

Für die Dauer vom STOFFEL werden zudem jährlich 80 Personen angestellt, zum Teil als Minijobber. Für all dies müssen die Veranstalter mit bis zu 70.000 Euro in Vorleistung treten. DER STOFFEL ist also trotz städtischer Förderung mit hohem finanziellen Risiko verbunden. Für Michael Herl ist das in der Corona-Zeit aber nicht der einzige Grund für die Absage: „Der STOFFEL funktioniert nicht mit 250 Leuten, die momentan erlaubt wären. Und wie soll man die zählen? Man müßte einen Zaun errichten. Und ein Zaun ist das letzte, was einen STOFFEL ausmacht. Als machen wir keinen STOFFEL.“

Autor

Jan Deck ist Politikwissenschaftler, lebt in Frankfurt/Main und arbeitet als freier Dramaturg, Regisseur und Kurator. Seit über zehn Jahren arbeitet er für den hessischen Landesverband laPROF, seine Schwerpunkte sind Lobbyarbeit, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Veranstaltungen. Er ist Mitglied verschiedener Juries und Beiräte, kuratiert Tagungen, Festivals und Labore. Als Herausgeber und Autor beschäftigt er sich mit verschiedenen Aspekten von Kunst und Gesellschaft.